Zum Hauptinhalt springen

"Das Netzwerk für Epilepsie ist reif für die Regelversorgung"

"Das Netzwerk für Epilepsie ist reif für die Regelversorgung"

Förderprojekt des Bayerischen Gesundheitsministeriums erfolgreich abgeschlossen – Krankenkassen jetzt am Zug

"Das Telemedizinische Netzwerk für Epilepsie in Bayern (TelEp) ist nach sechsjähriger Erprobung und Förderung reif für die Regelversorgung", sagte Prof. Dr. Hajo Hamer, TelEp-Projektkoordinator und Leiter des Epilepsiezentrums der Neurologischen Klinik (Direktor: Prof. Dr. Dr. h. c. Stefan Schwab) des Universitätsklinikums Erlangen. "Jetzt geht es darum, dass die Krankenkassen die Finanzierung ab 2019 sicherstellen", so Prof. Hamer. Von der Bayerischen Gesundheitsministerin Melanie Huml, Vertretern des Netzwerkes und der Krankenkassen wurden die Erfolge des Netzwerkes dargestellt und ein telemedizinisches Konsil demonstriert. Deutlich wurde vor allem: Eine flächendeckende, qualitativ hochwertige medizinische Versorgung wird in Zukunft am besten mit Hilfe telemedizinischer Lösungen funktionieren. Staatsministerin Melanie Huml verdeutlichte: "Hier hat der Freistaat Bayern jetzt die Chance, ein bundesweiter Vorreiter zu sein." Die Krankenkassen sagten zu, die weitere Netzwerkfinanzierung wohlwollend zu prüfen.

Ein epileptischer Anfall bzw. eine Anfallsserie muss je nach Ausprägung rasch und wirkungsvoll behandelt werden, um lebensbedrohliche Komplikationen zu vermeiden. "Die Erfolgschance einer Therapie ist umso größer, je früher sie eingesetzt wird. Das Fachwissen zur präzisen Diagnose und Therapie des vielschichtigen Krankheitsbildes ist aber häufig nur in wenigen überregionalen Spezialzentren gebündelt", sagte Prof. Hamer. Deshalb wurde 2012 - mit Unterstützung des Bayerischen Staatsministeriums für Umwelt und Gesundheit - das Telemedizinische Netzwerk für Epilepsie in Bayern (TelEp) gegründet. Über 500.000 Euro investierte der Freistaat in das Modellprojekt. Nach dem Leopoldina-Krankenhaus Schweinfurt haben sich bislang die Sozialstiftung Bamberg, das Klinikum Weiden, die Neurologische Klinik Bad Neustadt, das Krankenhaus Schloss Werneck sowie die Praxisgemeinschaft Kitzingen und die Nervenärztliche Gemeinschaftspraxis Nürnberg dem Netzwerk um das Epilepsiezentrum am Uni-Klinikum Erlangen angeschlossen.

In der ersten Pilotphase wurden weit über 100 telemedizinische Konsile durchgeführt, bei denen EEG (Hirnstromkurve), Bildgebung und gegebenenfalls ein Video des Patienten von Experten beurteilt wurden. Staatsministerin Melanie Huml verdeutlichte den Sinn des Netzwerks: "Epilepsie verunsichert viele - sowohl Patienten als auch ihre Angehörigen. Deshalb ist es wichtig, niemanden mit dieser Erkrankung allein zu lassen und das Wissen der Spezialzentren bis in die Praxen der niedergelassenen Ärzte und zu ihren Patienten zu tragen." Für die Netzwerk-Partner bedeuteten die telemedizinischen Konsile nicht nur eine spürbare Prozessbeschleunigung sondern auch eine Verbesserung der Diagnose- und Behandlungsqualität - das bezeugte Dr. Roland Roth aus der Nürnberger Nervenärztlichen Gemeinschaftspraxis. Dr. Mario Giraldo-Velasquez aus der Neurologie des Klinikums Bamberg betonte, dass das Netzwerk für die angeschlossenen Kliniken "eine tolle Sache" sei. "Ich behandelte kürzlich einen Lkw-Fahrer mit Epilepsieverdacht und musste nur anhand eines EEGs entscheiden, ob er seinen Beruf weiter ausüben darf. Da ist es gut, wenn man den Befund mit einem spezialisierten Kollegen besprechen kann."

Krankenkassen wollen prüfen, ob Telemedizin als Regelversorgung möglich ist

Wie geht es weiter? Das Projekt wird im Oktober 2018 erfolgreich abgeschlossen werden: Nachweislich konnten die telemedizinisch versorgten Patienten ihre Anfallsquote stärker reduzieren als noch ohne TelEp, und die Zufriedenheit und Zustimmung lag in einer Umfrage nach sechs Monaten bei 98 Prozent. Um nun fortbestehen zu können, bedarf TelEp einer dauerhaften Finanzierung - idealerweise durch die Übernahme in die Regelversorgung. Wie wichtig Melanie Huml der Fortbestand von TelEp ist, zeigte die Gesundheitsministerin auch durch ihr Angebot einer befristeten Übergangsfinanzierung, bis die Frage einer Kostenübernahme durch die Gesetzlichen Krankenkassen geklärt ist. "Dass der Weg möglich ist von einem Pilotprojekt zu einem durch die Krankenversicherungen anerkannten Programm der Regelversorgung, das konnten wir bereits mit dem Schlaganfallnetzwerk mit Telemedizin in Nordbayern 'STENO' zeigen." Nun seien die Krankenkassen gefordert, dass das Projekt in die Regelversorgung übergehe. Udo Schulz von der Techniker Krankenkasse signalisierte dafür Zustimmung: "Das wir uns von so einem erfolgreichen Projekt wieder verabschieden, sehe ich nicht." Die Krankenkassen wollen nun zunächst die Projektergebnisse prüfen und dann über die weitere Finanzierung entscheiden.

Weitere Informationen:

Prof. Dr. Hajo Hamer
Telefon: 09131 85-39116
E-Mail: hajo.hamer@uk-erlangen.de